Die Welt der Azteken

Die Azteken bzw. "Leute von Aztlan" (Übersetzung aus Nahuatl "aztecatl") sind bis heute ein großes Mysterium für uns. Ihr starker und entschlossener Charakter, ihr praktischer Lebenssinn und ihre Willensstärke erlaubten es diesem Volk, eine hochentwickelte Kultur zu entfalten und weite Teile von Mittelamerika zu erobern.

Das aztekische Reich begann sich im 13. Jahrhundert zu entwickeln und zentrierte sich um Tenochtitlan (heute Mexiko City). Zur damaligen Zeit war Tenochtitlán die größte und wichtigste Stadt der Welt, mit ca. 500,000 bis 1,000,000 Einwohnern - im Vergleich um ein vielfaches größer als Paris, das zur gleichen Zeit ca. 70,000 Einwohner hatte. Die Stadt soll eine grüne Oase gewesen sein, voller Gärten und Blumen, die auf einem riesigen See schwamm. Das Heilige, das für die Azteken ein wesentlicher Bestandteil ihres Alltags darstellte, spiegelte sich auch in der Geographie ihrer Städte wieder: sie waren durchdrungen von Tempeln, die an allen Ecken zu finden waren. Diese Tempel waren eine Einladung an die Götter, sich auch auf Erden heimisch zu fühlen und anwesend zu sein.


Tenochtitlan-Modell


Modell der Azteken-Hauptstadt Tenochtitlán


Der Mythos besagt, dass die Azteken 157 Jahre umherwanderten, ständig auf der Suche nach dem richtigen Ort, um ihre Stadt zu errichten. Erst als sie das Zeichen, auf das sie gewartet hatten, erblickten (ein Adler der eine Schlange von einem Kaktus ergreift), entschieden sie sich, sich an genau diesem Ort niederzulassen. Dieses Symbol lässt sich auch heute noch in der Nationalflagge von Mexiko finden.


Ihre wichtigste Gottheit war Huitzilopochtli, der Gott der Kriegskunst - und dies spiegelte sich auch in ihrem Charakter. Jedoch muss Krieg an dieser Stelle auf zwei verschiedene Arten verstanden werden: zum einen geht es um den äußeren Krieg, den wir gut kennen, darum, Völker und Gebiete zu erobern. Zum anderen, und noch deutlich wichtiger, geht es um den inneren Kampf, um die Eroberung seiner selbst, um den Sieg der Seele über die Materie. Für einen Azteken bedeutete 'Krieger zu sein' eine Geisteshaltung, eine Haltung dem Leben gegenüber, im Gegensatz zur reinen Zerstörung und Tod. Der Krieger ist ein Feind der Bequemlichkeit und der Langsamkeit, all jener Laster, die uns davon abhalten, uns zu entwickeln und voran zu schreiten. Und gleichzeitig ist er ein Freund von Mut, Ausdauer und Tatkraft, indem er alles gibt um die Werte der Seele zu entwickeln.


Huitzilopochtli


Huitzilopochtli,  aztektischer Kriegs- und Sonnengott und Schutzpatron der Stadt Tenochtitlán


Die Azteken hatten einen starken Glauben an die Unsterblichkeit der Seele, was erklärt, warum dem materiellen Leben nur wenig Wert beigemessen wurde. Dem Unsichtbaren und dem Heiligen wurde immer Vorrang gegeben. Dies zeigt auch wie sie Huitzilopochtli als ihre Hauptgottheit in ihr alltägliches Leben integrierten. Die anderen beiden wichtigsten Gottheiten waren Tetzcatlipoca (der Gott des rauchenden Spiegels) und Quetzalcoatl (die gefiederte Schlange).



Quetzalcoatl,  Schöpfergott bei den Tolteken, Azteken und Mayas


Doch auch die Natur als große Mutter an sich spielte eine wichtige Rolle. Viele ihrer Kenntnisse gewannen die Azteken direkt aus der Natur und entwickelten so beispielsweise ein hoch elaboriertes Kalendersystem, welches in zwei unterschiedliche aber in Verbindung stehende Teile geteilt wurde: zum einen der Sonnenkalender von 360 + 5 Tagen, und zum anderen der rituelle Kalender von 260 Tagen. Für sie beinhalteten diese beiden Kalender und die ganze Natur an sich eine klare Aufgabe für den Menschen auf Erden.


Die Azteken haben uns ein faszinierendes Erbe hinterlassen. Wissend, wie wenig wir davon wirklich entdeckt und verstanden haben, bleiben wir allein mit einer leisen Ahnung ihrer Tiefe und Größe zurück.


Autor: Elena Löber