Die Öko-Philosophie von Henryk Skolimowski

Für Henryk Skolimowski, einen zeitgenössischen polnischen Philosophen, der als der Begründer der Öko-Philosophie gilt, ist die Welt ein Heiligtum – keine Maschine, wie Newton behauptete.

Skolimowski hat in Oxford studiert und dort einen PhD absolviert. Später unterrichtete er viele Jahre lang Philosophie in den Vereinigten Staaten.


Skolimowskis Öko-Philosophie läuft den etablierten philosophischen Weltanschauungen zuwider, vor allem den mechanistischen Weltbildern des 17. Jahrhunderts. Die Newtonsche Theorie begriff die Natur als einen Mechanismus, gleich einem Uhrwerk, in dessen Getriebe wir alle Zahnräder und Schrauben sind. Diese Auffassung ermöglichte es der Menschheit, den Planeten auszubeuten und zu zerstören.



Skolimowksi kritisiert auch den analytisch-linguistischen Zugang der Philosophie, da er zu abstrakt und zu unzureichend sei, um Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit zu bieten. Die Lösungen, die Skolimowski für diese Probleme vorschlägt, fußen jedoch auf der Grundvorstellung, dass die Welt etwas Einzigartiges, Kostbares und Heiliges ist.


Ihm zufolge sollte unser Leitwert die Ehrfurcht vor dem Leben sein. Schließlich ist die Menschheit hier auf Erden nur Gast, nicht ihr Eigentümer. Deshalb sollten wir uns nicht wie Eroberer verhalten, sondern wie die Bewahrer der Erde. Sie ist für eine begrenzte Zeit unser Zuhause, das wir mit größtmöglicher Sorgfalt pflegen müssen. Skolimowski nannte dies ökologischen Humanismus.


Skolimowksi schreibt auch über den wohlwollenden Kosmos, eine Vorstellung aus der Antike, in der die Welt (Kosmos) als Lebewesen betrachtet wurde – wie in Platons Werk Timaios. Dieser Kosmos kam zur Geburt, um Leben zu erschaffen und anschließend menschliches Leben hervorzubringen. Eine der wichtigsten Eigenschaften des Kosmos ist die Kreativität, denn er entwickelt sich zu seiner Selbstverwirklichung hin.


Da der Kosmos physisch und zugleich transzendent ist, gelten auf ihm sowohl physikalische als auch trans-physikalische Gesetze. Für Skolimowski sind Menschen kosmische Wesen. Da wir aus der Suppe der Evolution hervorgetreten sind und Vorstellungskraft und Kreativität entwickelt haben, haben wir die Fähigkeit erlangt, die Formen des Universums und unsere eigenen Formen zu verändern.


 


Wie auch manche östliche Philosophien ist Skolimowski der Meinung, dass wir alle Entwicklungsphasen des Kosmos in unserem Blut und unserem Gehirn durchlaufen. Aber wir sind mehr, denn wir können denken, lieben und erschaffen. Damit sind wir wie die Augen, der Geist und die liebenden Arme des Kosmos.


Skolimowski macht auch auf das große Paradox der westlichen Welt aufmerksam: Wir schaffen immer mehr entwickelte Technologie, zugleich entwerten und vergessen wir die Kultur – sie gilt als Anachronismus der Vormoderne. Kultur gibt jedoch dem Leben eine Reihe dynamischer Strukturen und ist viel mehr als nur Erinnerungen aus vergangenen Tagen. Sie ist inhärenter Bestandteil der Strategien, mit denen wir Menschen unser Überleben sichern und für unser Wohlergehen sorgen. Zugleich verleiht sie dem Leben Sinn.




Obwohl wir heutzutage dank der Maschinen, die wir gebaut haben und mit denen wir uns umgeben, mehr Komfort und Fähigkeiten haben, haben wir keine Ahnung vom Sinn des Lebens. Wir finden keinen Sinn im Konsum, der Unterhaltung oder der Technik. Aber wir brauchen immer noch einen höheren Zweck. Hierfür benötigen wir eine transzendente Dimension in unserem Leben, die oft - aber nicht immer - mit Religionen in Verbindung steht.


Transzendente Ziele stellen jedoch keine religiöse Agenda dar und sollten nicht als religiöse Glaubensvorstellungen missverstanden werden. Sie sollten auch keine weltlichen Ziele sein, da uns dies kein Glück und keine Erfüllung beschert und uns stattdessen daran hindert, diese auf einer tieferen Ebene zu erlangen. Skolimowski blickt der Zukunft sehr optimistisch entgegen, denn „vor uns liegt eine wunderbare Reise, während wir danach streben, die kosmische Bestimmung, die in uns liegt, zu erfüllen, dem Universum und all seinen Wesen auf ihrer Reise der Selbstverwirklichung zu helfen, den Heilungsprozess der Erde zu unterstützen und ihr zu neuer Blüte zu verhelfen.“


Verfasst von Istvan Orban, übersetzt von Eva-Maria Bellinger